Kehrig: Nicht mehr überall gibt es den Dorfladen

Vordereifel: Nicht mehr überall gibt es den Dorfladen

 Nahversorgung Lebensmittelhändler, Bäcker und Metzger sind rar – Abdeckung reicht aber noch

Von unserer Redakteurin

Anne Fuhrmann

 

M Vordereifel. Eine Bäckerei um die Ecke oder ein Tante-Emma-Laden ein paar Straßen weiter: In den meisten Gemeinden der Vordereifel ist das inzwischen Wunschdenken. In der Mehrzahl der Dörfer gibt es keine Geschäfte mehr, in denen sich die Einwohner mit Lebensmitteln versorgen können. Wenn ein Laden wegen Krankheit oder anderen persönlichen Gründen geschlossen wird, findet sich oft kein Nachfolger. Bislang reicht die Abdeckung aber immer noch aus, sagt Andreas Pung, der sich um die Wirtschaftsförderung in der Verbandsgemeinde kümmert.

Vor allem in den kleineren Orten gibt es meist weder Bäcker noch Metzger noch Supermarkt. Ein typisches Beispiel ist Ditscheid. Früher existierte im Ort ein Tante-Emma-Laden, doch dieser ist schon etwa seit Ende der 70er-Jahre geschlossen, weiß Ortsbürgermeister Gerd Knechtges. Auch in den meisten Nachbargemeinden wie Bermel oder Münk gibt es keine Möglichkeiten mehr, sich im Ort in einem Laden mit Lebensmitteln einzudecken. Dieser Umstand bereitet in Ditscheid in der Regel aber keine Schwierigkeiten, sagt Knechtges. Rollende Bäcker und Metzger steuern Orte in der Vordereifel an. Davon profitieren auch viele Ältere in Ditscheid. Und: Selbst viele Senioren sind in der kleinen Gemeinde noch mobil. „Das muss man auch sein, sonst wird die Versorgung hier zum Problem“, erklärt der Ortschef.

Als einziger Laden der Nahversorgung hat sich in Kehrig das Lebensmittelgeschäft gehalten, das von Pächterin Annette Schönberg seit sieben Jahren betrieben wird. Es ist zugleich die Bäckerei der Gemeinde und hat in seiner langen Geschichte einige Besitzerwechsel erlebt. Dass der Laden nach wie vor beliebt ist, hängt nach Ansicht von Schönberg mit der Frische der Waren zusammen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem Brot, Brötchen und Wurst gefragt sind“, sagt sie. Mit anderen Lebensmitteln versorgen sich die meisten Kunden in der Stadt. Aber wenn das eine oder andere im großen Supermarkt vergessen wurde, ist das zusätzliche Angebot von Schönberg willkommen. Zwar seien selbst viele Ältere nicht auf ihr Geschäft angewiesen, sagt sie, aber trotzdem sind vor allem Senioren dankbar über den Laden. „Für viele ältere Menschen ist es eben auch wichtig, im Laden Bekannte zu treffen. Es ist nicht so anonym wie in der Stadt“, betont sie. In einigen wenigen Vordereifelgemeinden, zum Beispiel in Boos, ist die Situation ähnlich.

Neben Ettringen ist Kottenheim am besten mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgt. Zwei Bäckereien gibt es im Ort. Im örtlichen Supermarkt ist ein Metzger integriert. Mit diesem Angebot seien die meisten zufrieden, sagt Bürgermeister Toni Schüller. Die Zeit, in der es gleich mehrere Metzgereien und vier Bäckereien gab, sei zwar längst vorbei, aber auch jetzt noch könne man sich im Ort gut eindecken, meint der Ortschef. Dafür seien viele dankbar.

Weil die Situation allerdings nicht in allen Gemeinden so gut ist und sich der demografische Wandel abzeichnet, sind – besonders im Rahmen des Regionalmanagements – Überlegungen angestellt worden, wie das Angebot ausgebaut werden könnte. Denn: „Es wäre ganz bestimmt wünschenswert, wenn die Menschen in der Vordereifel eine größere Auswahl hätten“, sagt Andreas Pung. Das hinzubekommen sei allerdings schwierig, denn in kleineren Orten sei das Kundenpotenzial schließlich nicht besonders groß und finanzielle Anreize könne die Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde nicht leisten. „Wir versuchen aber privates Engagement zu unterstützen.“ Bisher sieht Pung die Grundversorgung in der Vordereifel gewährleistet – nicht zuletzt weil es mobile Angebot gibt. Künftig könnte es nach seiner Ansicht aber kritisch werden, wenn junge Leute zunehmend abwandern und weitere Läden schließen sollten.

Z Wie rollende Supermärkte unsere Region versorgen, lesen Sie demnächst in einer weiteren Folge unserer Serie „Kauf lokal“.

Reger Betrieb in „Schönbergs Dorfladen“ in Kehrig: Das kleine Lebensmittelgeschäft inklusive Bäckerei kann mit frischen Waren bei seinen Kunden punkten. In der Mehrzahl der Vordereifelgemeinden gibt es
allerdings keine Tante-Emma-Läden mehr.