Kehrig. Die Ortsgemeinde Kehrig hat in der Vergangenheit gut gearbeitet und zählt zu den wirtschaftlich am besten aufgestellten Kommunen in der Vordereifel. Im Haushaltjahr 2020 leistet sich die Ortsgemeinde mit einstimmigem Segen des Gemeinderates jedoch ein sattes Defizit: Den Erträgen im Ergebnishaushalt von 1 762 580 Euro stehen Aufwendungen von 2 240 820 Euro gegenüber. Doch das geschieht nicht unüberlegt.
1 Was sind die größten Investitionen, die in Kehrig geplant sind? Im Etat befinden Investitionen in einer Gesamthöhe von 858 500 Euro. Einer der wichtigsten Einzelposten, erklärt Ortsbürgermeister Stefan Ostrominski, sind die neuen Toilettenanlagen für die Grundschule, Kostenpunkt: 300 000 Euro. Die Straßenentwurfsplanung und das Bodengutachten für die Erschließung der Erweiterung des Baugebietes „Ober dem Pörschpesch“ ist mit 20 000 Euro veranschlagt. Der Ankauf von unbebauten Grundstücken, um diese für eine Wohnbebauung vorzubereiten, werden den Haushalt zunächst mit 515 000 Euro belasten. Kleinere Beträge sind für eine verbesserte Beschallungsanlage der Elztalhalle (8000 Euro) und für Kinderspielplatzgeräte (3000 Euro) eingeplant.
2 Gibt es Veränderungen bei Steuern, Gebühren und Abgaben? Und was heißt das konkret für die Bürger? Die Steuerhebesätze bleiben unverändert: Die Grundsteuer A wird auch 2020 mit 300 Prozent berechnet, Grundsteuer B und Gewerbesteuer mit 365 Prozent. Erwartet werden hier insgesamt 324 000 Euro. Schlüsselzuweisungen durch das Land erhält die Ortsgemeinde aufgrund ihrer eigenen Steuerkraft im Haushaltsjahr 2020 nicht. An Umlagen (Kreis-, Verbandsgemeinde- und Gewerbesteuerumlage) sind insgesamt 1 024 850 Euro abzuführen.
3 Wie entwickelt sich die Schuldensituation? Die Summe der Investitionskredite steigt bis zum Ende des Jahres 2020 von anfangs 775 958 Euro auf 1 341 379 Euro. Die bestehenden liquiden Mittel in Höhe von 540 000 Euro werden restlos aufgebraucht.
4 Was sagt der Ortsbürgermeister zum Haushalt? Den ersten Haushalt unter seiner Ägide hätte sich Ostrominski „spendabler“ vorgestellt. Eigentlich stehe Kehrig aktuell gut da, weil Schlüsselzuweisungen durch das Land aber ausfallen und auf der anderen Seite Umlagen an Verbandsgemeinde und Kreis in vollem Umfang fällig werden, entstehe ein verzerrtes Bild, „und wir müssen uns am Ende Geld leihen“. Angesichts der Tatsache, dass das in Bauland investierte Geld am Ende aber wieder in die Gemeindekasse zurückfließen wird, sieht Ostrominski jedoch keinen Grund zur Sorge.
5 Für welche Projekte war kein Geld mehr vorhanden? „Unser gemeindeeigenes Mietshaus in der Polcher Straße müsste saniert werden“, sagt Ostrominski. Wollte man dieses Projekt angehen, wäre vermutlich schnell 1 Million Euro fällig. Auch die Erneuerung der rund 30 Jahre alte Heizungs- und Lüftungsanlage in der örtlichen Mehrzweckhalle muss wegen der derzeit begrenzten Mittel auf die kommenden Jahre verschoben werden. „Wohnraum für junge Familien hat derzeit einfach Vorrang“, so der Ortschef.